Corona-Krise als Chance für den Individualtourismus?

Fischerboote im Süden von Fuerteventura
kleine Siedlungen im Landesinneren

Wie kann der Tourismus in Zukunft gestaltet werden, um stabiler zu funktionieren und in Krisen nicht mehr solche wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen nach sich zu ziehen?

Die Kanarischen Inseln als ganzes und auch Fuerteventura als einzelne Insel unterschreiten die Höchstgrenzen ab der Reisewarnungen von anderen Ländern (z.B. Deutschland 50 pro 100.000) ausgesprochen werden schon seit mehreren Wochen.

Normal ist hier auf den Kanaren trotzdem nichts. Die strengen Hygienevorschriften und Abstandsregeln werden nach wie vor von der Hotellerie und der Gastronomie umgesetzt. Auch wir als Individualreiseveranstalter halten uns selbstverständlich an diese Regeln.

Jeder weiß was auf dem Spiel steht. Doch auch wenn nun dank der stabil niedrigen Infektionszahlen hier auf Fuerteventura eine Art kleiner Silberstreif am Horizont ist, wissen doch alle im Tourismus Beschäftigten, dass die Situation noch lange nicht wieder die alte ist.

Die damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen sind hier auf Fuerteventura vor allem soziale Konsequenzen. Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren. Das Arbeitslosengeld oder Kurzarbeitergeld reicht oft nicht um alle Lebenshaltungskosten zu decken.

Da stellt sich die eingangs gestellte Frage:
Wie kann Tourismus in Zukunft funktionieren ohne in Krisen starke wirtschaftliche und damit verbunden soziale Verwerfungen nach sich zu ziehen?
 

Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur Umweltschutz sondern auch sozial verträgliches wirtschaften

Die nächste große Krise? Sie ist schon da die Klimakrise! Sie läuft die ganze Zeit nur läuft sie langsamer als die Pandemie und wird deshalb von uns immer wieder ignoriert.

Doch die Pandemie zwingt uns jetzt schon über nachhaltige Wirtschaftsmodelle auch im Tourismus nachzudenken um zukünftige Krisen besser zu meisten.
Wir sehen jetzt wie anfällig der Massentourismus ist, doch was wir gerade erst begreifen ist, wie sozial ungerecht der Massentourismus auch ist.

Das große Geld bleibt nämlich nicht hier vor Ort in den großen Hotels. Das Geld bleibt bei den großen Börsennotierten Reiseveranstaltern die ihren Aktionären verpflichtet sind und dank der hohen Kundenzahl die sie quasi kontrollieren können, Hotels immer bessere Konditionen abverlangen.

Was ist die Konsequenz daraus? Größere Hotels mit weniger Angestellten um durch Geld sparen mehr Dividende zu erwirtschaften?
 

Für nachhaltigen Tourismus braucht es nachhaltige Touristen

Meine persönliche Konsequenz kann nur die Hinwendung zu sozial verträglicheren Tourismuskonzepten sein. Das bedeutet nicht wenige große Betriebe sondern viele kleine.
Vor allem geht es darum, dass die Menschen hier vor Ort in der Wertschöpfungskette integriert sind.

Für uns bedeutet dies zum Beispiel die Zusammenarbeit mit kleinen Herbergen und Restaurants hier aus Morro Jable. Wir reden hier von einheimischen Familien mit denen wir seit Jahren zusammen arbeiten und zu denen wir teilweise freundschaftliche Beziehungen aufgebaut haben.

Für mich persönlich und für die Gäste unseres Surfcamps ist das was andere als Individualtourismus und damit verbunden auch als sozial nachhaltigen Tourismus bezeichnen quasi konkurrenzlos, weil wir bei dieser form des Reisen Ziele für uns selber entdecken in Kontakt mit Einheimischen und deren Kultur kommen. Für uns soll reisen nicht nur eine körperliche Entspannung sondern auch eine geistige Inspiration sein. Wie oft hatte ich schon in Urlaub in anderen Ländern Inspirationen für neue Ideen für Hobbys und Arbeit.

Es gibt aber auch genug Touristen die gern große Hotels besuchen und ich möchten auch den Hotels nicht ihre Daseinsberechtigung absprechen. Vielleicht sollte aber auch der „normale“ Pauschaltourist sich Gedanken über den ökologischen aber auch sozialen Fußabdruck machen den er beim Reisen hinterlässt.
 

Fazit

Wie sieht der Tourismus nach Corona aus? Geht es so weiter wie bisher oder halten wir inne und überdenken das Modell des Massentourismus der vergangenen Jahre zugunsten eines sozial nachhaltigern Tourismus? Für mich ist die Förderung des Individualtourismus eine Chance dafür.