Surfen am Strand mit dem Schiffswrack auf Fuerteventura

Im Zusammenhang mit Sehenswürdigkeiten auf Fuerteventura, haben viele von uns schon mal das Bild von einem auf dem Strand liegenden Schiff gesehen, dass von starken Wellen umspült wird.

Die S.S. America oder auch später American Star genannt, wurde 1940 in New York vom Stapel gelassen und gehörte mit 220 Metern Länge zu den größten und luxuriösesten Kreuzfahrtschiffen der damaligen Zeit. Auf 10 Decks gab es Pools, Restaurants, Friseure und einen Ballsaal im damaligen Art-deco-Stil. Investoren planten das besondere Schiff, welches mittlerweile eine Art Museumsstück war, Anfang der 1990er Jahre nach Südostasien zu schleppen. Dort sollte es zur Touristenattraktion in ein schwimmendes Hotel verwandelt werden.

Ein Schlepper unter ukrainischer Flagge wurde gechartert, um die American Star sicher durch den rauen Atlantik nach Asien zu schleppen. Die Schiffsschrauben der American Star wurden demontiert und das Schiff wurde mit Seilen gezogen. Am 17. Januar 1994 geriet der ukrainische Schlepper mit der American Star in einen schweren Sturm mit über 8 Meter hohen Wellen. Die robusten Taue rissen und der Versuch einer mit Hubschrauber unterstützten Bergungscrew, die Schlepptaue an Board der American Star wieder zu befestigen, misslang.

Das Schiff war somit verloren und lief schließlich an der Küste vor Fuerteventura, am Playa de Garcey, auf Grund. Dort zerbrach es auch in zwei Teile. Der hintere Teil der S.S. America versank nur zwei Jahre später im Meer. Der vordere Teil war noch weit über ein Jahrzehnt gut vom Strand aus zu sehen und verschwand erst 2007 endgültig im Ozean. Heute siehst du nur noch bei Ebbe einige Metallteile aus dem Meer ragen.

Die luxuriöse Einrichtung der American Star befindet sich inzwischen vermutlich großteils in privaten Schuppen und Garagen auf Fuerteventura. Denn ein gestrandetes Kreuzfahrtschiff war natürlich eine Sensation auf der spärlich besiedelten Kanaren Insel.

Völlig unabhängig von der Geschichte und dem Schiffswrack, hat der als Playa de Garcey bekannte Strand, noch eine andere Besonderheit. Diese ist vor allem bei uns Surfern sehr beliebt. Der Wind am Strand des Schiffswracks (auch Shipwreck genannt) ist nämlich dank der Berge im Hintergrund immer schwächer und teilweise ablandig, während er an anderen Orten der Westküste sehr stark und auflandig ist.
Außerdem gibt es einen relativ ungefährlichen Channel, also eine für fortgeschrittene Surfer sehr praktische Strömung, die hinaus Richtung Line Up zieht.

La Pared, Surfspot auf Fuerteventura
Shipwreck American Star auf Fuerteventura
Treppe zum Surfspot in La Pared
Surfer im Sunset in La Pared
Surfer am Surfspot von La Pared

Anfahrt zum Schiffswrack am Playa de Garcey


Zu Beginn dieser Anfahrtsbeschreibung müssen wir auf den Zustand der Piste hinweisen. Die Fahrt zum Schiffswrack ist definitiv nur etwas für Geländewagen. Im Gegensatz zu anderen Schotterpisten auf Fuerteventura, wird die Piste, welche zum Wrack der American Star führt, äußerst selten in Stand gesetzt und ausgebessert.

Unserem Surfschulbus würden wir die Piste zum Schiffswrack nie zumuten. Für diese Tortur braucht man robuste Fahrzeuge, wie unsere Land Rover Defender. Wir fahren als einzige Surfschule regelmäßig mit unseren Land Rovern zum Strand mit dem Schiffswrack und geben dort auch Surfkurse.

Um zum Schiffswrack zu gelangen, verlässt du die südliche Autobahn von Fuerteventura an der Ausfahrt vor Costa Calma in Richtung Pajara und La Pared. Du folgst der Landstraße und passierst La Pared und danach das Dörfchen La Hermosa. Die Landschaft wird nun immer bergiger und die Landstraße führt einen langen Berg hinauf. An dessen Spitze befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem aus du einen herrlichen Blick auf die einsame Westküste der Südhalbinsel von Fuerteventura hast.

Die Straße führt nun teilweise in Serpentinen durch den bergigen Teil Fuerteventuras. Die sanften Hügel werden, wegen ihrer runden Form und teilweise rötlichen Färbung, auch das Tal der schlafenden Elefanten genannt. Es geht vorbei an Tomatenplantagen, welche du an den großflächigen Abdeckungen erkennst, die Feuchtigkeit speichern sollen.

Nachdem du ein zweites Mal einen Bergrücken in Serpentinen überquert hast, macht die Straße eine lange Rechtskurve und auf der linken Seite siehst du im Tal eine Schotterpiste. Folge der Landstraße bis diese, kurz vor einer Kurve, auf den Anfang der Schotterpiste trifft. Hier steht am Straßenrand ein kleines Schild mit der Aufschrift „Playa de Garcey“. So heißt eben der Strand, an dem die American Star auf Grund lief.

Nun beginnt der härteste Teil der Tour – die raue Schotterpiste in Richtung Meer. Am Ende dieser Schotterpiste liegt der Strand Playa de Garcey. Theoretisch kannst du mit dem Auto bis kurz vor den Strand fahren. Seit einigen Jahren ist dies aber von der Polizei verboten und wir empfehlen dir, lieber weiter oben am Beginn der Bucht zu parken.

Atlashörnchen auf Fuerteventura
Surfspot La Pared
Sanddüne auf Fuerteventura
Boote am Atlantik auf Fuerteventura
Wüstenblumen in Fuerteventura

Die Wellen am Schiffswrack, Playa de Garcey


Wie bei allen Stränden, verändern sich die Wellen auch am Strand des Schiffswracks nach heftigen Stürmen mit großen Wellen. Sandbänke werden verschoben oder ändern ihre Form und damit auch die brechenden Wellen. Durch die Lage der Bucht und der langen Klippe, die das nördliche Ende der Bucht begrenzt, gibt es hier einige Stellen, an denen eigentlich immer eine Welle bricht.

Direkt neben der großen Klippe am Nordende der Bucht gibt es eine Strömung, die das Wasser der gebrochenen Wellen wieder hinaus aufs Meer befördert. Strömungen, die vom Strand weg aufs Meer ziehen (Channels), sind immer etwas für fortgeschrittene Surfer und können auch zum Teil gefährlich sein.

Die Strömung am Strand des Schiffswracks ist die gutmütige Variante dieser Strömungen. Hier zieht sie die Surfer nicht vor eine steile Klippe, wie zum Beispiel in La Pared, sondern in die Bucht hinein. Mehr oder weniger direkt hinter den Anfang der Welle.

In der Mitte der rechten oder nördlichen Hälfte der Bucht neben dem Channel bricht eigentlich fast immer eine Welle. Diese Welle bricht meistens, vom Strand aus gesehen, von rechts nach links.

Weiter in der Mitte der Bucht, meist links oder südlich vom Ende des ersten kleinen Strandabschnittes, bricht eine weitere Welle. Die bricht meistens vom Strand aus gesehen von links nach rechts und wird deshalb auch linke Welle genannt.

Abendstimmung am Surfspot La Pared
Istmo de La Pared Richtung Cofete
Surfer im Sonnenuntergang in La Pared
Surfkurs im Sonnenuntergang in La Pared
Strand El Viejo Rey, Surfspot La Pared

Bei welchen Bedingungen surfst du am Schiffswrack, Playa de Garcey?

Mit wechselnden Gezeiten verändert sich auch die Form der Wellen in Garcey. Bei Ebbe brechen die Wellen in breiten Schaumwellen, sodass auch Anfänger hier ihre ersten Stehversuche im Weißwasser wagen können. Nicht wenige unserer Surfschüler sind hier ihre ersten gebrochenen Wellen gesurft. Für fortgeschrittene Surfer sind die Wellen am Schiffswrack besser bei mittleren Gezeitenständen. An Sommertagen mit wenig Swell, kannst du auch bei Ebbe saubere kleine Wellen am Schiffswrack surfen.

Große Wellen surfst du als Fortgeschrittener in Garcey eher bei Flut. Dank der geografischen Ausrichtung der Bucht und der windgeschützten Lage, brechen die Wellen am Strand des Schiffswracks nicht so schnell als Ganzes (close out). Deshalb kannst du hier vergleichsweise größere Wellen als in La Pared surfen. Sind die Wellen in Garcey so groß, dass sie nicht mehr surfbar sind, gibt es oft kleine saubere Wellen in Jandia am Strandabschnitt „Cruz Roja“.

Auch am Schiffswrack kann der Wind stark werden, im Vergleich zu La Pared ist die Bucht aber immer viel windgeschützter. Nicht selten ist der starke Passatwind im Sommer am Strand des Schiffswracks schon schräg ablandig. Trotzdem ist es natürlich auch in Garcey so, dass der Wind morgens meist schwächer ist, als im Verlauf des Tages.

An Tagen mit sehr starkem Passatwind sind auch die Windwellen am Strandabschnitt „El Pozo“ in Jandia und am Strand unter der kleinen Siedlung in Esquinzo gute Alternativen zum Surfen am Schiffswrack.

Das Surferdorf La Pared
Beach BBQ in La Pared
Sonnenuntergang am Surfspot La Pared
Surfergirls in Abendstimmung
Restaurant Caretta in La Pared

Worauf musst du achten beim Surfen am Playa de Garcey?

Der Strand des Wracks der American Star ist ein gutmütiger Surfspot und es gibt kaum versteckte Gefahren.

Wie bei allen Surfspots und Stränden an Fuerteventuras Westküste, solltest du bei großen Wellen nicht einer optischen Täuschung unterliegen. Damit ist gemeint, dass sich beim Blick von oben auf die Wellen, zum Beispiel vom Rand einer Bucht, unerfahrenen Surfern oft nicht die Stärke und Größe der Wellen erschließt. Im Wasser kann es dann zu unangenehmen Überraschungen kommen, wenn der Surfer mit der Kraft der Wellen überfordert ist.

Wer am Strand des Schiffswracks im Weißwasser surfen möchte, sollte dies nur bei Ebbe tun. Nach schweren Stürmen mit starken Wellen, kann es vorkommen, dass dort wo die Schaumwellen brechen, viele runde Steine liegen und der Untergrund damit nicht so glatt und weich wie sonst ist. Dann dauert es einige Wochen bis sich wieder genug Sand in der Bucht angesammelt hat.

Am linken oder südlichen Ende der Bucht gibt es, wie in La Pared, eine weitere Strömung die Surfer und Schwimmer raus aufs Meer treibt. Im Gegensatz zur Strömung am Nordende der Bucht, zieht die Strömung am Südende die Surfer vor die Klippen.

Bei Ebbe kannst du an diesem Surfspot noch letzte Reste des weiter abgesunkenen Schiffswracks erkennen. Auf keinen Fall solltest du versuchen, diese letzten Wrackteile zu erforschen oder besteigen. Das Metall ist sehr scharfkantig und die umspülenden Wellen können unberechenbare Strömungen erzeugen. Hier haben sich schon viele Einheimische und Touristen schwer verletzt.

Im Sommer ist das Schiffswrack für uns einer der besten Strände auf Fuerteventura zum Surfen. Dies wissen auch viele Einheimische, die hier mit ihren Familien campieren. Ein wenig Zurückhaltung, Respekt und ein freundliches „Hola“ sind am Strand genauso angebracht, wie auf dem Wasser.