Eine kleine Surfcamp Geschichtsstunde

Der Begriff Surfcamp ist für viele Menschen normaler Sprachgebrauch geworden. Es ist noch nicht so lang her, da war dieses Wort eher eine Art Kunst- oder Fantasiewort und es ist noch viel weniger lang her, da bezog sich dieser Begriff ausschließlich auf das Zelten mit gleich gesinnten Surfern.

Doch fangen wir am besten ganz am Anfang der Geschichte an. Mitte des letzten Jahrhunderts, in den 50er und 60er Jahren als das Surfen trotz jahrtausende alter Geschichte wiederbelebt wurde war es anfangs noch ein Sport für Aussteiger, Lebenskünstler und Alternative. Den Begriff Hippi gab es übrigens zu dieser Zeit noch nicht.

Surfern war damals schon (so wie heute immer noch) mehr als nur ein Sport, es war eine Lebenseinstellung. Nach den düsteren und entbehrungsreichen Jahren des zweiten Weltkrieges gab es noch keine Jugendkultur so wie heute. Der Rock n Roll steckte noch in den Kinderschuhen. Surfen ist heute neben allem Mainstream und Sponsoring Deals immer noch ein Stück Gegenkultur – doch wie rebellisch muss das Surfen in diesen Jahren gewesen sein. Doch schreiten wir etwas voran, denn in den 60er Jahren war das surfen genauso wie der Rock n Roll ein fester Bestandteil der amerikanischen Jugendkultur in Kalifornien. So sehr, dass die Strände in den großen Städten wie Los Angeles bereits recht voll werden konnten.
Die jungen Surfer dieser Zeit suchten nach neuen Stränden zum surfen.

Einen Surftourismus (so wie heute) gab es noch nicht und viele Orte an denen für heutige Surfer bekannte Wellen brechen und schon damals brachen waren noch nicht erschlossen. Deshalb blieb Surfern auf Entdeckungsreise oft nichts anderes übrig als am Strand zu campieren.
Was natürlich auch unter heutigen Gesichtspunkten immer noch eine großartige Sache ist. Träumen wir nicht alle davon mit dem Rauschen von perfekten, einsamen Wellen einzuschlafen und vor allem wieder aufzuwachen?!

Eines der bekanntesten ersten „Surfcamps“ dieser Zeit entstand um die Gruppe von jungen Surfern die an der Nordküste hawaiianischen Insel Oahu zelteten. Diese Surfer suchten nach neuen Herausforderungen. Sie hatten ihr Leben ganz und gar den kraftvollen und mittlerweile weltbekannten Wellen Hawaiis verschrieben. Aus zelten wurden kleine einfach Holzhütten. Aber es blieb das was es war ein einfache Unterkunft am Strand um so dicht wie möglich an perfekten und leeren Wellen zu sein.

Orte und Geschichten wie die über Northshore von Oahu gab und gibt es noch viele. Auch heute gibt es noch viele unentdeckte Wellen die an einsamen Stränden brechen.
Doch die Idee des Surfcamps hat sich weiter entwickelt und ein Stück weit verselbständigt. Das großartige an solchen Surfcamps ist nicht nur die Nähe zu den Wellen, sondern auch die Gemeinschaft mit gleichgesinnten Surfern. Der positive Geist dieser inspirierenden Gemeinschaften steckte viele Surfer an und so suchen auch heute viele Surfer nach Orten an denen sie auf gleichgesinnte Treffen.

Dies führte Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre dazu, dass sich die ersten Surfcamps in Europa bildeten. Diese Surfcamps waren Gemeinschaften von Zelten auf Zeltplätzen an der französischen Atlantikküste. Die kräftigen Wellen, die endlosen weiten Strände und die gut zu erreichenden Zeltplätze sorgten dafür, dass ein Urlaub in diesen Zeltcamps für immer mehr junge Surfer attraktiv wurde. So wurden auch immer mehr Surfanfänger auf den Sport aufmerksam.

So kam eine weitere und dritte wichtige Komponente zu dem hinzu was wir heute als Surfcamps bezeichnen: Die Nähe zu Meer, die Gemeinschaft und die Möglichkeit das Surfen und fachkundiger Anleitung von anderen Surfern zu erlernen.

Dieses simple Rezept hat bis heute Erfolg und findet mittlerweile an vielen Orten in Europa und weltweit Anwendung.
Was hat sich geändert?
Wenig. Außer das der Ort der Gemeinschaft nicht mehr wie der Name vermuten lässt ein Zeltplatz sein muss. Orte am Meer an denen sich Surfer treffen und Menschen das surfen lernen können auch Appartementhäuser, Villen, Lodges, Bungalowdörfer uvm. sein. Je nach persönlichem Geschmack und Budget.