Frühling auf Fuerteventura

Auch auf Fuerteventura gibt es Jahreszeiten. Man kann diese zwar nicht so leicht an der Farbe der Blätter ablesen, aber auch hier gibt es jahreszeitenspezifische Phänomene.

Aufgrund der eher spärlichen Vegetation verzichten wir bei dieser "Ode an den Frühling" einfach auf den Teil, wo beschrieben wird wie kahle Bäume wieder grün werden.
Grüne Bäume gibt’s auch hier, allerdings stehen sie selten so dicht gedrängt, dass man von einem Wald sprechen kann.
Oft haben diese Bäume auch einen Inhaber - sei es eine touristisch genutzte Anlage, ein öffentliches Gebäude, ein Park oder einfach ein privater Liebhaber, der den treuen Gefährten mit einer ausreichenden Menge Wasser versorgt.

Nun bin ich etwas vom Thema abgewichen, denn wie eingangs erwähnt ist das jahreszeitenspezifische Merkmal für den Frühling über welches ich heute schreiben möchte nicht in der heimischen Flora zu verorten.

Ich wohne seit einigen Jahren über dem Hafen von Morro Jable und verfolge mit gesundem Interesse den lokalen Schiffsverkehr.
Sei es das Ausflugsboot, das jeden Morgen auf die gleiche Weise in fünf Sprachen seine Tagesgäste empfängt oder die unzähligen kleinen Fischkutter, die entgegen jeder zeitlichen Gesetzmäßigkeit irgendwann den Hafen verlassen und ebenso einfach irgendwann wieder zurückkommen.
Ich höre am dumpfen Tuten der Fähre, wann es Zeit zum aufstehen ist und die Menge an Autos, welche das Schiff verlässt ist ein gutes Indiz für den Wochentag.

Ein typischer Frühlingsbote auf Fuerteventura ist, wenn aus einer normalen Menge PKW eine besorgniserregende Zahl von Wohnmobilen wird.
Dies bedeutet: Ostern steht vor der Tür. Es wird Frühling.

Diese Wohnmobile gehören mitnichten wohl situierten Süddeutschen, die hier umgeben von Reinigungsutensilien, gehäkelten Tischdeckchen und altersschwachem Dackel ihren Ruhestand verbringen wollen – es sind einheimische Spanier von den anderen Kanarischen Inseln.

Da mag der deutsche Pauschaltourist staunen:
„Ja die Spanier, die dort arbeiten, wohin ich erst umständlich reisen muss um meinen Urlaub zu verbringen, haben noch genug Freizeit für Ferien?“
Lasst euch gesagt sein:
„Da draußen abseits von klimatisierten Flughafenshuttle-Bussen und all-inklusive Tresen an Swimming Pools, leben echte Menschen mit Familien und Hobbys."

Eines dieser Hobbys ist Camping.
...und an dieser Stelle wird der deutsche Camper Bedenken anmelden:
„Halt! Zum Camping gehören Toilettenhäuschen, geschulterte Waschtaschen und ein Platzwart, der diesen Titel auch verdient hat."

Jedem Vorurteil gerecht werdend zeltet der Spanier einfach so und völlig unorganisiert im Freien. Dabei wird er weder von einem Vereinswesen noch einer Platzordnung geschützt.  

Die Wohnmobile verlassen den Hafen und bleiben wie Murmeln, die einen flachen Hügel hinunter rollen irgendwann stehen - viele am Meer nicht wenige da wo überhaupt noch Platz ist.
Aus diesen Wohnmobilien steigen Menschen, die nicht selten genauso aussehen wie die Landschaft von Fuerteventura.
Sie tragen die Sorte von Badehose, die bei David Beckham sexy, bei italienischen Bademeistern authentisch und unseren Vätern gerade noch tolerierbar ist.

In lokalen Geschäften oder Restaurants trifft man sie nicht, denn sie haben alles dabei was sie brauchen: grüne „Tropical“ Bierdosen und Unmengen von Gesprächsstoff, welchen sie sich mit lautem Lachen und unter gegenseitigem Schulterklopfen mit der freien Bierhand entgegen schreien.

Oft haben Menschen, welche eher reden als zuhören feste Meinungen und da sie beim reden selten unterbrochen werden, sparen sie sich bei der Urteilsfindung die Urteilsbegründung.

Einer dieser Zeitgenossen ein gewisser Juanjo hat unserer Surfschule deshalb eine „Google Places“ Bewertung mit einem Stern zukommen lassen, da er sich morgens um 8 Uhr von unseren lachenden Surfschülern gestört gefühlt hat, als diese ihre Surfbretter vorbei an seinem Wohnmobil zum Strand trugen.

Nun ist Ostern vorbei, Juanjo wieder zurück auf seiner Heimatinsel und wir haben etwas neues gelernt:
Egal wo der Zeltplatz liegt und wie er aussieht – einen Platzwart gibt es immer!

Frohe Ostern und Aloha ;)
Euer Christof