Geschichte des OTRO MODO Surfcamp (Kapitel 6)

Es geht weiter mit der Geschichte des OTRO MODO Surfcamp. Ich bin immer noch in Frankreich und hatte ja versprochen hier ein paar Anekdoten der ehemaligen Teammitglieder zum besten zu geben.

So nun geht es weiter mit der Geschichte des OTRO MODO Surfcamps.

Ich hatte ja im letzten Beitrag schon ein paar Anekdoten des ersten echten Soulsurfers, den ich kennenlernen durfte versprochen. Dieser Soulsurfer war auch nebenbei der Koordinator des ersten Surfcamps, für das ich gearbeitet habe. Wir begeben uns wieder auf eine Zeitreise ins Jahr 2000.

Im letzten Artikel habe ich ja schon beschrieben wie Rollo, der für mich gefühlt das Alter meiner Eltern hatte (keineswegs deren mahnende Vernunft besitzend) durch das Zeltcamp im französischen Pinienwald steuerte. Immer damit beschäftigt Dinge von A nach B zu tragen und dabei wahrscheinlich auch gedanklich Haken schlagend Dinge von C nach D...

Rollo war immer in Bewegung und so sollte es auch seine Umwelt sein. Mit Umwelt meine ich ganz explizit die ihn umgebenden Menschen und damit in erster Linie uns die Arbeitskräfte des Surfcamps.

Hinter Rollos teilweise manischem Bewegungsdrang vermutete ein befreundeter Mitarbeiter einmal sogar eine Amphetaminsucht. Ich war und bin da gegenteiliger Meinung.
Ich glaube in seinem rastlosen Körper wohnte ein rastloser Geist. Stetig damit beschäftigt die vielen kleinen Aufgaben und Arbeitsschritte, die sich in einem Zeltcamp mit 100 Personen ergaben in einer Art inneren Landkarte zu einer navigationstauglichen Route zusammen zu setzen.
Als lebensfroher Mensch, der er war, auf jede Ablenkung gern eingehend, änderte sich quasi sein Weg zwischen Zelten und Bäumen mit großer Sicherheit genauso oft wie seine Gedankengänge.

Auch wir waren mit Aufgaben betraut, die neben so schillernden Tätigkeiten wie Surflehrer, Koch oder Campleiter damit zusammen hingen, die Infrastruktur des Camps in Gang zu halten.
Anders als in anderen Surfcamps auf Zeltplätzen, hatten wir allerdings deutlich mehr zu tun den Anforderungen die Rollo in den Erhalt seines Surfcamps setzte gerecht zu werden.

Dies hatte einen einfach Grund: Rollo war (und ist es sicherlich immer noch) der sparsamste Mensch, den ich jemals kennen gelernt habe.
Wenn ich schreibe, dass seine Sparsamkeit teilweise groteske Züge annahm, dann wird es dem Ausmaß dessen, was dieser Mann sich einfallen lies, um Geld zu sparen nicht gerecht.
Die vielen kleinen Dinge, auf die wir zu achten hatten entsprangen einem durchaus kreativen Geist, der wie oben schon geschrieben selten ruhte.

Den ersten Eindruck dieser Sparsamkeit bekam ich direkt am Anreistag meiner allerersten Saison.
Nach 36 Stunden Busfahrt hatte Rollo für jeden von uns Teamern eine Menge Aufträge. Einer meiner Aufträge war es alte Zeltheringe wieder gerade zu klopfen.
Der Veranstalter des Surfcamps kaufte jedes Jahr einige neue Zelte und damit gab es auch viele neue Zeltheringe. Deren Benutzung hob sich Rollo aber scheinbar für einen besonderen Zeitpunkt auf.
So brachte ich alte Zeltheringe wieder in Form und war in den kommenden Wochen mehrfach damit beschäftigt, die nicht wenigen Kisten mit neuen Heringen zu unterschiedlichen neuen Lagerstationen zu verbringen.

Als nächstes lernte ich, dass für Teamer nur Trinkwasser zu trinken gab. Die vielen bunten Lidl Cola Dosen waren ausschließlich für den Verkauf an Gäste gedacht.
Soweit so gut. Doch auch Trinkwasser muss man in vielen Ländern in Flaschen kaufen. Dieser Zustand widerstrebte Rollo sehr und er war mehr als glücklich, als er nach einigen Jahren herausfand, dass aus dem Wasserhahn am Leuchtturm von Biarritz Trinkwasser floß.
Der mit dem Tagesausflug nach Biarritz betraute Reiseleiter hatte fortan eine zweite genau genommen mindestens genauso verantwortungsvolle Aufgabe: Er war dafür zuständig in alten 5 Liter Wasserbehältern einen Wochenvorrat an Trinkwasser für 9 Erwachsene abzufüllen und mit dem Auto zurück auf den Zeltplatz zu transportieren.

Es war durchaus so das Rollo diese Sparsamkeit komplett atmete und lebte. Ein Freund der ihn einige Jahre später im Winter bei einem Wohnmobilurlaub in Marokko traf, benutzte dort geistesabwesend Wasser aus einem Bottich von Rollos Wohnmobil, um seine Hände zu waschen.
Dies wurde von Rollo beinah panisch unterbrochen mit der Bitte, das „gute Biarritzwasser“ nicht zum Händewaschen zu benutzen.

Ich muss zu Verteidigung von Rollo sagen, dass er als Arbeitgeber auch wirklich großzügig sein konnte. In all den Jahren in denen ich für ihn gearbeitet habe, hatte ich am Ende des Sommers immer das Gefühl, dass meine Arbeit geschätzt wurde und ich ging mit einem guten Gefühl und mehr Geld als ich erwartet hatte nach hause.

Weil es auch mir große Freude bereitet, werde ich im nächsten Beitrag zur Geschichte unseres Surfcamps noch ein bisschen in Frankreich verweilen :)

Bis nächste Woche
Euer Christof