Gibt es Haie auf Fuerteventura?

Auch von Fuerteventura löst das Wort Hai, bei uns Surfern direkt ein nervöses Zucken aus. Nachdem mein Alter Ego letzte Woche einen Gastbeitrag zum Thema gefährliche Tiere verfasst hat, wollen wir diese Woche auf das Thema "Haie auf Fuerteventura" eingehen.

Hallo Ihr Lieben,

mein Alter Ego hat für Euch letzte Woche die wildlebenden Tiere Fuerteventuras anschaulich dokumentiert,  heute übernehme wieder ich, um über das für uns Surfer etwas unangenehme Thema "Haie auf Fuerteventura" zu bereichten.

Wem läuft es schon kalt den Rücken herunter?
Der Hai gilt schließlich als der natürliche Fressfeind des Surfers. Unsere Seehund ähnliche Silhouette reizt die selben Areale im Kleinhirn des Hais, wie die eines gestrandeten Seemanns beim Anblick einer Rumflasche.

Noch mehr Vergleiche?
Oder ein paar Zahlen und Fakten zu den Zähnen des Hais?
Zum Beispiel das diese ein Leben lang nachwachsen?
Halt! ...wir wollen unsere älteren Leser nicht über Gebühr demütigen.

Ich habe mich für Euch auf die Suche begeben und die letzten lebenden Haijäger Fuerteventuras ausfindig gemacht.

In einem abgelegenen Dorf im Landesinneren treffe ich die Brüder Tiburón: Jesus, Angel, Jose und den etwas apathischen Bob.

Ich: „Hallo, großartig das ihr einem Treffen zugestimmt habt, ich habe ein paar wichtige Fragen über Haie.“

Die Vier schauen mich an, eine Fliege summt dicht an meinem Ohr, in weiter Ferne höre ich das Knattern eines alten Zweitakt getriebenen Traktors.

Ich präzisiere meine Frage etwas und rufe in die Stille: „Haie?“

Jose springt auf und ruft: „Wo?“
Angel legt eine verstümmelte Hand beruhigend auf Joses Schulter und zieht diesen zurück auf die Bank.
Jesus hustet, räuspert sich, will anheben zu reden und verstummt wieder.
Schließlich schaut er mich von unten mit ungläubigem Blick an und fragt: „Wo?“

Ich: „Ja das wollte ich euch fragen. Man hat mir gesagt, ihr seid die letzten Haijäger von Fuerteventura.“

„Das sind wir“ sagt Jesus mit erstickter Stimme, „leider wirst du hier keine Trophäen von uns finden und wir können dir auch keine Geschichten von der Rettung kleiner Küstendörfer erzählen, denn niemand hier hat je einen Hai getötet.“

„Aber...“ ich zeige auf die rechte Hand von Angel, die es ihm nicht mehr gestattet den erhobenen Mittelfinger zu zeigen oder für mehr als drei der Brüder gleichzeitig ein Bier zu bestellen.

„Ach“ sagt Jesus, „der gute Angel hat viele Jahre die Mähwerke von Traktoren repariert“ er macht eine Kopfbewegung in Richtung des landwirtschaftlichen Motorgeräusches, „anstelle von Büchern über Haie, hätte er mal lieber ein paar mechanische Grundlagen studieren sollen.“

Jesus redet stockend immer weiter: „Wir sind wahrscheinlich die einzigen Haijäger des Atlantiks, die noch nie einen Hai getötet haben. Von Kindesbeinen an haben wir dafür trainiert Haie zu jagen. Wir konnten Minuten lang die Luft anhalten und haben im Hundezwinger von Onkel Alejandros Schäferhunden übernachtet. Angel hat für Bob einen Unterwasserkäfig gebaut, damit er vor der Küste von Pajara nach Haien Ausschau halten kann. Sie ihn dir an!“

Ich frage: „Den Käfig?“

Jesus antwortet fast schon gereizt: „Nein, Bob. Denkst Du er heißt so, weil unsere Mutter unseren Vater nicht mehr mochte?“

Ich mustere Bob etwas genauer. Sein Blick versucht einen Punkt irgendwo am Horizont zu fixieren. Seine Backen sind leicht aufgepustet und er lässt stoßweise kleine Mengen Luft aus dem vollen Mund. Das Geräusch dabei ähnelt dem Klang seines Vornamens.

„Mmmmmhhhh“ – mit diesem phonetischen Zwischenlaut versuche ich die Stille zu brechen und verschaffe mir Zeit, um die nächsten Fragen zu formulieren.
„Mmmmmmhhhhhh“ - für die vier Brüder scheint Zeit anders zu vergehen als für mich. Keiner findet diese erzwungene Gesprächspause unangenehm. Jose stimmt fast unmerklich in mein mantrisches Summen ein. Jesus gebietet ihm Ruhe mit einer angedeuteten Rückhand-Backpfeife.

Ich beginne einen Satz dessen Ende ich noch nicht weiß und während ich spreche versuche ich meine Gedanken zu ordnen. „Dann bin ich, also ich wollte sagen, ich meine...“

„Hombre“ sagt Angel und schaut dabei nachdenklich auf den Teil seiner Hand, der eigentlich für das Tragen eines Eherings gedacht ist.
„Hombre“ sagt er wieder mit einem starkem Husten. Seine Stimme ist so heiser, dass ich die Vokale kaum erraten kann. „Hombre, hier gibt es keine Haie.“ 

„Aber...“ endlich habe ich eine Frage, doch Angel unterbricht mich...

„Si Hombre, kleine Riffhaie - ich weiß. Hombre, wir sind Haijäger und keine Tierquäler.“
Nach einer kleinen Pause sagt er: „Lass uns in Ruhe Hombre. Schau meinen Bruder Jose an, es wird einige Tage dauern bis er wieder mit uns spricht.“

Jose der unbemerkt wieder angefangen hat zu summen, wird von Jesus zur Ordnung gerufen.

„Jetzt geh Hombre und komm wieder wenn Du einen Hai gesehen hast“, sagt Angel und lässt den Blick nicht von mir.
Jose schaut verlegen nach unten.
Jesus schaut streng Jose an.
Bobs Lippen entlassen ein leises „Bob“ und ich weiß es ist Zeit für mich zu gehen.

Das Gespräch ist anders verlaufen als ich dachte, dennoch die wichtigste Frage ist beantwortet.